Kommentare: 4
  • #4

    EP (Donnerstag, 18 August 2022 17:27)

    Lady Slane ist 88 Jahre alt, als sie eingesteht, dass sie sich in ihrem ganzen Leben bisher nur nach ihrem Mann gerichtet hat. Kaum ist er tot, trifft sie nun eigene Entscheidungen:
    Sie gibt ihr riesiges Haus mit Angestellten auf, lässt ihre Kinder nur noch nach Terminabsprache ein, knüpft an alte Bekanntschaften an und verschenkt eine geerbte Kunstsammlung. Ihre Kinder sind empört, ihre Urenkelin dagegen nimmt sich ein Beispiel und löst ihre Verlobung auf.

    Auf mich macht die an sich faszinierende Geschichte eher den Eindruck eines sehr rationales und nicht eines leidenschaftlichen Vorgehens – aber sehr lesenswert!

  • #3

    Claudia (Dienstag, 16 August 2022 14:08)

    Ich habe bis zum zweiten Teil gelesen. Die Autorin schreibt sehr schöne Sätze aber ich bin immer wieder abgeschweift. Die Geschichte hat mich ermüdet.

  • #2

    Martin (Dienstag, 16 August 2022 14:06)

    Lady Slane, die Figur dieses Romans, wird durch viele autobiographische Elemente der Autorin geprägt. Es ist nicht nur das heute aktuelle Thema der Gleichstellung, es wirft auch ein Licht auf die Eigenständigkeit im Alter.
    Mit 18 Jahren wurde sie mit dem ersten Graf von Slane verheiratet und zu einer Diplomatengattin. Es war die Zeit, wo der Glaube des englischen Adels und des gehobenen Bürgertums war, dass Frauen, wenn es um die Ausbildung ihrer geistigen Fähigkeiten ging, zurück zu stehen hatten. Die übernahm die Rolle der Repräsentantin. Obwohl sie in jungen Jahren viele Ideen und Vorstellungen hatte, wie sie aus diesen Konventionen ausbrechen könnte. Es blieb aber bei diesen Gedanken.
    Ihre Tage waren gefüllt mit Wohltätigkeitsanlässen, gesellschaftlichen Verpflichtungen, Präsenz in der Öffentlichkeit und Kinder.
    Bis im Alter von 88 Jahren, ihr Gemahl verstarb. Die Kinder hatten für Ihre Mutter eigene Vorstellungen wie sich ihre Mutter in den letzten Lebensjahren zu verhalten hätte und wollten ihr dafür Vorschriften machen. Lady Slane, hat jedoch andere und eigenen Ideen die sie jetzt endlich in die Tat und nach ihren eigenen Vorstellungen verwirklichen möchte.

  • #1

    GM (Dienstag, 16 August 2022 10:27)

    In diesem Buch vereinen sich zwei Geschichten, einerseits die «erfundene Geschichte» der Lady Slane und andererseits die – zum Teil selbst erlebte - Geschichte der Autorin.

    Sackville-West ist in die gehobene Gesellschaft hineingeboren und darin aufgewachsen. Obwohl sie als Erwachsene sehr wohl aus den gängigen Konventionen herausgebrochen ist, konnte sie dies nur, weil sie es sich leisten konnte. Als verheiratete Frau (ab 1913) hatte sie mehrere aussereheliche gleichgeschlechtliche Beziehungen und reiste auch viel. Sie konnte daher 1931 sehr detailliert über ihre Gesellschaftsschicht schreiben, jedoch nur sehr wage über das einfache Leben der damaligen Zeit in Hampstead (welches Lady Slane dort ja führte). Oder über das Leben der lebenslangen Zofe von Lady Slane.

    Trotzdem – oder vielleicht grad darum – sind ihre zum Teil recht pointierten Ansichten sehr interessant. Ob sie diese nun Lady Slane «unterschiebt», wie vor allem im Zweiten Teil, als Lady Slane über ihre jugendlichen Träume und ihr Leben mit Henry reflektiert. Oder ob sie ihre Ansichten über gewisse Charaktere der Oberschicht einfach einfliessen lässt. Beides ist sehr interessant zu lesen und auch authentisch.

    Nur Frauen aus der Oberschicht konnten es sich leisten über ihr Leben, ihre Gedanken und ihre Träume zu schreiben. Ob nun direkt oder verschleiert. Die untere Schicht musste arbeiten, sehr hart arbeiten, um zumindest etwas zu Essen zu haben.