ZUSAMMENFASSUNG


Schattentanz von Lukas Hartmann


Eine grosse Tragik begleitet den Leser durch diese historische Familiengeschichte. Dabei wollte doch die Mutter ihrer Meinung nach „nur das Beste“ für ihre 3 Kinder…
Diese schaffen das Leben aber nicht. Die Mutter selbst stirbt verbittert, einsam und hilfsbedürftig im hohen Alter. Sie liebte die Musik und forderte auch von ihren Kindern ehrgeizige Disziplin im Üben und sowieso ein Leben nach ihren Vorstellungen. Weder Empathie noch liebevolle Fürsorge kannte sie.
Ihr 2. Sohn Louis Soutter geb. 1871-1942, anfangs auch ein erfolgreicher Musiker, fühlte sich schon früh zur Maler Kunst hingezogen. Er liebte seine Schwester sehr und konnte auf schöne Kindheitserlebnisse mit ihr zurückblicken, sie gaben einander Halt. Nach einer problematischen Beziehung in Amerika, zurück in der Schweiz, ging es bald bergab mit Louis. Als er schliesslich seinen Lebensunterhalt auch nicht mehr selber bestreiten konnte, wurde er entmündigt in einem Heim im Jura untergebracht. Dort verbrachte er fast 20 Jahre und zeichnete fortan wie besessen bis zu seinem Tod. Ein einsamer vergessener Mensch mehr, wäre da nicht sein Cousin Le Corbusier auf seine verstörenden Bilder aufmerksam geworden. Er besuchte ihn mehrmals und wollte eine Beziehung zu ihm aufbauen. Louis unternahm lange Wanderungen und drückte sein Inneres auf dem Papier aus, dazu gehörten auch seine Vorahnungen und Verzweiflung bezüglich der Greueltaten des National Sozialismus und des 2. Weltkrieges.
Der Roman beschreibt in jedem neuen Kapitel die Sichtweise der betroffenen Persönlichkeiten. Diese Erzählform hat mich sehr angesprochen, kann man sich so in die einzelnen Schicksale viel besser einfühlen und erhält eine gesamtheitliche Betrachtung. Erschütternd der Bericht und die Tatsache, wie Menschen damals entmündigt und sich selbst überlassen in ein Heim gesteckt wurden nach einem arbeitsreichen Leben. Ein sehr lesenswertes Werk mit noch viel mehr Inhalt und Tiefgang.

AB

 

 

Kommentare: 2
  • #2

    Claudia (Montag, 23 August 2021 15:19)

    Auch mir hat dieser Roman sehr fasziniert. Der Autor lässt die Figuren mit seinem Schreibstil so richtig aufleben. Die verschiedenen Schicksale berühren mich zu tiefst. Dieser Roman ist wirklich lesenswert.
    Freue mich auf den November. Wenn alles gut geht ist Lukas Hartmann bei uns in der Bibliothek zu Besuch für eine Lesung mit diesem Werk.

  • #1

    Ernst (Mittwoch, 14 Juli 2021 13:30)

    Faszinierende Perspektiven- und Zeitenwechsel sowie Sprachstile (Erzähl-Form und Ich-Form) wechseln fast unbemerkt. Wie kann man einem so speziellen Leben besser gerecht werden? Meisterhaft gestaltet.