Story

 

Das Motto Zopf (gleich vor dem Beginn des Romans): „Drei ineinandergeschlungene Haarstränge“.

 

Smita, die Unberührbare aus einem Dorf in Indien, die von Hand die menschlichen Exkremente entsorgt, will, dass es ihre Tochter einmal besser hat und die Schule besuchen kann. Ihre Ersparnisse werden entgegengenommen, der Unterricht wird aber verweigert. Sie beschliesst wegzugehen, scheinbar ohne Unterstützung ihres Ehemanns. Als sie sich dann in der Nacht mit der Tochter davonmacht, sieht sie auf der abenteuerlichen Flucht, dass ihr Mann doch gefolgt ist, es jedoch nicht mehr in den Bus schafft. Unterwegs machen sie Halt an einem Heiligtum, wo die armen Leute ihre Haare opfern, so auch sie und ihre Tochter.

 

Giulia arbeitet in der Perückenfabrik ihrer Familie in Sizilien. Als ihr Vater verunglückt, muss sie dessen Rolle übernehmen. In dieser Zeit lernt sie auch einen Inder kennen und lieben. Im verschlossenen Teil des väterlichen Pults erkennt sie die finanzielle Lage der Firma: kurz vor dem Bankrott. Ihre Mutter drängt sie zur Heirat mit einem Jungen einer reicheren Familie, welche Coiffeur-Salons betreibt. Auf ihren Abschiedsbrief erscheint ihr Geliebter vor ihrem Fenster. Sie glaubt, er wolle den Abschied nicht akzeptieren, aber er zeigt ihr eine Lösung zur Rettung der Firma auf: den Bezug von Haaren aus Indien.

 

Sarah, eine Karriere-Anwältin in Montreal hat’s bereits zur Partnerin (als erste Frau) einer renommierten Kanzlei geschafft. Dafür arbeitet sie hart und gönnt sich und ihren Kindern aus zwei gescheiterten Ehen keine freie Zeit. Nach einem Zusammenbruch vor Gericht gesteht sie sich, dass sie ja eigentlich in der linken Seite eine Veränderung bemerkt hat, es stellt sich als Brustkrebs in der Grösse einer Mandarine heraus. Wie bei ihren Schwangerschaften, vertuscht sie ihre Gesundheitsprobleme, nimmt für die Operation erstmals einen zweiwöchigen Urlaub und kaschiert ihre Arzttermine als Besprechungen auswärts. Leider begegnet sie beim Onkologen ihrer Assistentin, welche ihre Mutter begleitet. Nun wird sie in der Kanzlei systematisch kaltgestellt und lässt sich erstmals krankschreiben. Aus ihrer Lethargie findet sie heraus durch den Gang zu einem Perückengeschäft. Sie entscheidet sich für eine Echthaarperücke aus Palermo (mit Harr aus Indien).

 

 

Autorin

 

Über Laetitia Colombani muss man im Wikipedia lange suchen; in Deutsch nur: „(* 1976), französische Filmregisseurin und Drehbuchautorin“. Auf Französisch sind jedoch auch noch ihre sieben Auftritte als Schauspielerin in Filmen aufgelistet.

 

 

Sprache

 

Einfache, gut lesbare Sprache, wie geschaffen für einen Film. Ich finde nicht alle Zitate passend. Die Sätze mit den Bindestrichen haben mich beeindruckt; Trump würde Grossbuchstaben verwenden.

 

 

Was hat mich bewegt

 

-          Die Handhabung der Menschenrechte in Indien ist unglaublich, aber sicher real – eine Schande für die Menschheit.

 

-          Der Zopf lebt von der Globalisierung, hier eigentlich eine win-win-win-Situation

 

-          Drei Regionen, drei Welten, durch ein paar Flugstunden getrennt. Die Illusion von einer besseren Welt bewegt Leute und Kapital. Wie kann man die Welt gerechter machen? Die Situation in der Kanzlei in Montreal ist auf jeden Fall nicht das Paradies.

 

 

Kommentare: 3
  • #3

    Ursi (Montag, 17 Juni 2019 10:57)

    Dieses Buch hat mich von A-Z begeistert. Faszinierend wie die Geschichten der 3 Personen zusammen verwoben werden.

  • #2

    Susi (Donnerstag, 09 Mai 2019 13:57)

    Mich hat das Buch fasziniert, weil es so lebensnah ist und die drei Schicksale der Frauen so gekonnt ineinander fliessen, obwohl sie sich nie begegnen werden.
    Eines der besten Bücher, welche ich in der letzten Zeit gelesen habe.

  • #1

    Claudia (Dienstag, 07 Mai 2019 14:04)

    Diese Geschichte ist bezaubernd, schockierend, traurig, hoffnungsvoll und lebensfroh zu Gleich! Unbedingt lesen!