Story

 

In den Neunzigerjahren, in einem Heim in Georgien für „Debile“, wo es ungefähr so zugeht, wie man es sich gerne vorstellt. Die Mädchen und Knaben die in diesem Heim leben, sind weder schwachsinnig noch zurückgeblieben. Sie sind von ihren Eltern abgeschoben, verwaist oder stehen dem wirtschaftlichen Leben der Eltern im Wege. In der sich im Umbruch befindenden Gesellschaft und von den staatlichen Stellen vernachlässigt, sind diese sich selber überlassen. Erleben Armut, Gewalt, sexueller Missbrauch am eigenen Leib und haben keine Chance für eine bessere Zukunft. Nur einzelne schaffen es zu einem Schulabschluss und zum Ausstieg in die Arbeitswelt.

 

Die 18jährige Lela welche noch immer im Heim wohnt, möchte Ausbrechen, aber weiss nicht wohin. Bevor sie geht, plant sie einen Lehrer umzubringen, welcher sie und andere als Kind auf dem Birnenfeld missbraucht hat. In ihrer schroffen und resoluten Art, begibt sie sich gegenüber Irakli in eine Mutterrolle. Diesen möchte sie aus seiner Illusion herausholen, dass seine Mutter ihn irgendwann wieder abholen wird. Sie unterstützt die anderen, so gut sie kann, stösst aber immer wieder an die eigenen Grenzen.

 

 

 

Autorin

 

Die georgische Autorin und Filmemacherin Nana Ekvtimishvili wurde am 9. Juli 1978 in Tiflis geboren. Sie studierte Philosophie in Tiflis und zog dann nach Deutschland, um an der Filmhochschule in Potsdam ein Studium zu beginnen.

 

Ihre ersten Erzählungen veröffentlichte sie im Jahr 1999 in dem georgischen Literaturmagazin „Arili“. Sie schrieb mehrere Drehbücher und produzierte im Jahr 2011 den Kurzfilm „Deda – Waiting for Mum“. Den ersten längeren Film stellte sie ein Jahr später zusammen mit Simon Groß fertig unter dem Titel „Grzeli Nateli Dgeebi – In Bloom“. Premiere feierte das Werk beim 63. Internationalen Film Festival in Berlin 2013. Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Ebenfalls sehr erfolgreich war Nana Ekvtimishvili mit dem Film „My Happy Family“ von 2017.

 

Ihr Debütroman „The Pear Field“ erschien Jahr 2015 in Georgien und wurde 2017 in Deutschland unter dem Titel „Das Birnenfeld“ veröffentlicht.

 

 

 

Sprache und Stil

 

Mit klarer und schnörkelloser Sprache, manchmal wirkt die Sprache fast lakonisch, zeigt die Autorin mit unaufgeregter Erzählung auf diese Zustände.

 

Der Roman erzählt die Geschichte von Kindern ohne Perspektive mit einer schonungslosen Aufrichtigkeit.

 

 

 

Was hat mich bewegt

 

-       Mit welcher klaren Direktheit die Werte der sich wandelnden Gesellschaft im Umgang mit den Schwachen beschrieben werden.

 

-       Wie Lela die Mutterrolle für Irakli trotz allen widrigen Umständen übernommen hat und ihn immer wieder mit klaren, harten Worten auf der Illusion holen wollte.

 

MZ

 

 

Kommentare: 1
  • #1

    Ernst (Sonntag, 19 September 2021 12:07)

    Für mich faszinierend: Die fast überfordernde Darstellung des Heimlebens aus der Perspektive einer Betroffenen – aus ihrer Sicht ist alles normal – nur die Anderen scheinen sie wegen ihrer Heimzugehörigkeit als Debil zu betrachten.
    Ein Gesellschaftsproblem: Mangels anderer Interessen kreist viel um die Sexualität – leider auch im Umfeld.