Story

 

Das Leben von Henry Dunant in Form eines Romans, sicher mit vielen faktisch richtigen Elementen. Eigentlich ist es die Geschichte des Zufalls, wie ein grosses Werk (IKRK und Genfer Konvention) zu Stande kommen kann, wie ein Initiant zu Lebzeiten (und auch heute noch) um einen grossen Teil seines Ruhmes gebracht wird und um die Vielzahl von Visionen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens mehr oder weniger ausleben kann. Der Roman beginnt mit der dritten Lebensphase von HD in seiner grossen Armut und oft Einsamkeit in Heiden und Trogen. Rückblicke zeigen seine wohlbehütete Jugend im calvinistischen Genf, seine Judenzeit mit christlichen Visionen, die zur Gründung des lokalen und internationalen CVJM führt.

 

Obwohl er eigentlich Schriftsteller werden möchte, muss er das Gymnasium wegen seiner ungenügenden Französischkenntnissen verlassen und macht eine Banklehre. Geschäftlich ist er eigentlich nur mit halbem Herz dabei, setzt sich jedoch voll ein, als es in Algerien in grösseres Business umzusetzen gilt. Leider werden nicht genügend Wasserrechte eingeräumt und lokal wird er von Amt zu Amt verweisen, bis ihm nur den Gang zum französischen Kaiser bleibt. Auf dem Weg dorthin durchquert er das Schlachtfeld von Solferino und setzt sich dort spontan für die Pflege der röchelnden Verwundeten ein. Zum Kaiser kommt er schliesslich nicht, schreibt aber zu seinen Erlebnissen einen Bestseller. Nun erhält der humanitäre Gedanke Oberhand und das Geschäft in Algerien kommt nicht in Fahrt. Aber er feiert Erfolge mit der Gründung des IKRKs und der Genfer Konvention, obwohl er immer nur als Protokollführer auftritt und die Repräsentanz nach aussen den politisch Mächtigen überlässt. Sein Verdienst scheint jedoch, dass er auf unterer Ebene international so erfolgreich Klinken putzt, so dass man ihn international sehr gut kennt. Nach misslichen Umständen muss er gar Konkurs anmelden. Seine Gläubiger betreiben ihn und bekommen Recht, so dass er nun auf einem riesigen Schuldenberg sitzt. Nun wird er aus der CVJM und dem IKRK geworfen und schon in jungen Jahren verfolgt, so dass er weder in Paris noch in London zu einem Comeback kommen kann. In bescheidensten Verhältnissen lebt er dann in Heiden und Trogen und hat weitere Visionen zu Frieden, Frauenförderung (auch zu Friedenszwecken) usw. Trotz Behinderung aus dem IKRK erhält HD zur Hälfte den ersten Friedensnobelpreis.

 

 

Autor

 

Schriftstellerin aus Glarus, die mit „Letzte Hexe“ 1982 berühmt geworden ist. Das Buch über Henry Dunant erschien 1994; aus heutiger Sicht eher ein „Frühwerk“.

 

 

Sprache und Stil

 

Faszinierende Geschichte, die mich sehr anspricht.

 

 

Was hat mich bewegt

 

-          Bleibt die Vision von einer besseren, friedlicheren Welt eine Vision?

 

-          Wer geschäftet, muss sich unbedingt mit den Spielregeln voll und ganz auseinandersetzen; gute Absichten führen oft und hier allzu tragisch zu Dramen.

 

-          Was wäre aus Henry Dunant geworden, wenn er etwas mehr Machtmensch gewesen wäre?

 

 

Kommentare: 2
  • #2

    Elsbeth (Sonntag, 23 Juni 2019 13:15)

    Gut und lebendig geschriebene Biografie in Romanform die Einblick gibt in das Schaffen von Henri Dunant, seine Persönlichkeit aber auch in seine selbstverschuldete tragische Lebensgeschichte in Armut und Erniedrigung. Trotz aller Entbehrungen hat er mit dem IKRK etwas Einmaliges initiiert. Sehr lesenswert.

  • #1

    Susi (Donnerstag, 09 Mai 2019 14:07)

    Für mich ein interessantes Buch, weil ich mich noch nie mit der Person Henry Dunant auseinandergesetzt habe. Das rote Kreuz ist und bleibt auch in der heutigen Zeit ein aktuelles Thema.